Retourenkosten an Kund*innen weiter geben?

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Zara prescht vor: Kund*innen müssen für Retouren zahlen. Kann sich das durchsetzen?

Retouren durch den Gebrauch des Widerrufsrechts sind Gang und Gäbe. Es ist das "gute Recht" der Konsument*innen, Waren zu ordern, in Augenschein zu nehmen und bei Nichtgefallen den Kauf zu widerrufen. Gerade die Bekleidungsbranche ächtzt aber unter der schieren Masse an Retouren. Retourenquoten von 30 % sind keine Seltenheit. Auch 50 % erreichen Unternehmen schon mal locker. Ein teures Vergnügen.

So darf es nicht wundern, dass der erste Bekleidungshändler die Retourenkosten, genauer gesagt die Rücksendkosten nun den Käufer*innen überträgt. Auf Seite 10 der Allgemeinen Geschäftsbedingungen steht schlicht: "Sie tragen die unmittelbaren Kosten der Rücksendung der Waren." Im Folgenden werden die möglichen Optionen der Rücksendung erläutert: Für 1,95 Euro kann ein Retourenschein genutzt werden, auf eigene Kosten an das Lager in Polen versendet werden oder aber die (un)erwünschte Ware in einer passenden Filiale zurück gegeben werden. (s. https://static.zara.net/static//pdfs/DE/terms-and-conditions/terms-and-conditions-de_DE-20220427.pdf)

Wenn es hilft, den Fast Fashion Kund*innen klar zu machen, dass es keinen kostenlosen Versand gibt und ein Widerruf eben auch Folgen hat, könnte man sagen: Warum nicht?

Denn Retouren produzieren schließlich auch ohne den Versand schon genug Prozesskosten in den Unternehmen.

Ob es aber wirklich so klug ist, den Käufer*innen die Kosten aufzuerlegen, sei dahin gestellt. Laut einer bevh-Umfrage (https://www.bevh.org/presse/zahl-der-woche/details/retourenkosten-akzeptiert-nur-eine-minderheit.html) von Juni 2022 ist nur eine Minderheit bereit, die Retourenkosten zu tragen, wenn es der Umwelt hilft. (Die Rede von "wenn es dem Unternehmen hilft" ist hier nicht.)

Aus Marketing- und auch Wettbewerbssicht ist es vielleicht (noch) nicht klug, so vorzugehen. Die Erziehung der Konsument*innen aber offensichtlich auch nötig.

Nadine Huss

Nadine ist die Autorin des Buchs "E-Commerce-Manager*in", Dozentin und Beraterin.