Prüfthema: Nutzwertanalyse (NWA) – Ein nicht-monetäres Entscheidungswerkzeug

Kategorie: Fachwirt Wissen
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Die Nutzwertanalyse (NWA) ist ein Entscheidungsinstrument, das vor allem in der Unternehmensführung, im Projektmanagement und bei komplexen Entscheidungen mit mehreren Alternativen Anwendung findet. Mit der NWA lassen sich verschiedene Optionen objektiv und unabhängig von den Kosten einer Lösung bewerten und so eine fundierte Entscheidung treffen.

Was ist eine Nutzwertanalyse?

Die Nutzwertanalyse ist eine bewährte Methode, um verschiedene Handlungsalternativen unter Berücksichtigung mehrerer, oft qualitativer Kriterien zu bewerten. Im Gegensatz zu rein finanziellen Bewertungsmethoden erlaubt die NWA, auch nicht-monetäre Faktoren wie Umweltverträglichkeit, Kundenzufriedenheit oder Flexibilität in die Entscheidungsfindung einzubeziehen. Das Ziel ist klar definiert: Eine Rangfolge der Alternativen erstellen, um die bestmögliche Wahl zu treffen.

Wann und wo wird die Nutzwertanalyse eingesetzt?

Die Nutzwertanalyse wird häufig eingesetzt, wenn Entscheidungen getroffen werden müssen, die von mehreren Einflussfaktoren abhängen.

Typische Anwendungsfälle sind:

  1. Investitionsentscheidungen: Auswahl zwischen verschiedenen Investitionsprojekten.
  2. Produktentwicklung: Entscheidung für das beste Design oder die beste Produktstrategie.
  3. Standortwahl: Bewertung potenzieller Standorte nach verschiedenen Kriterien wie Kosten, Infrastruktur und Marktnähe.
  4. Lieferantenauswahl: Auswahl des optimalen Lieferanten unter Berücksichtigung von Preis, Qualität, Lieferzeit und Service.
  5. Personalentscheidungen: Bewertung von Bewerbern anhand verschiedener Kriterien wie Erfahrung, Qualifikationen und kultureller Passung.

Dabei ist aber zu berücksichtigen, dass der Faktor „Kosten“ zum Zeitpunkt der NWA in aller Regel keine Rolle mehr spielt, da nur diejenigen Optionen in einer NWA betrachtet werden, die finanziell überhaupt in Frage kommen.

Ziel der Nutzwertanalyse:

Die Nutzwertanalyse ist das ideale Instrument, um fundierte und nachvollziehbare Entscheidungen zu treffen. Jede Alternative wird anhand vordefinierter Kriterien bewertet, gewichtet und schließlich in eine Rangfolge gebracht. So wird die Entscheidungsfindung nicht nur erleichtert, sondern auch transparent und nachvollziehbar für alle Beteiligten gestaltet.

Wie führt man eine Nutzwertanalyse durch?

  1. Definition des Ziels: Klare Formulierung des Entscheidungsziels. Was soll mit der Entscheidung erreicht werden? (z.B. Entscheidung für eine bestimmte Software)
  2. Identifikation der Alternativen: Auflistung aller möglichen Alternativen, die zur Verfügung stehen.
  3. Festlegung der Bewertungskriterien: Bestimmung der Kriterien, die für die Entscheidung relevant sind. Diese Kriterien sollten sowohl quantitative als auch qualitative Aspekte abdecken.
  4. Gewichtung der Kriterien: Jedes Kriterium wird nach seiner Wichtigkeit gewichtet.

Dies kann entweder prozentual passieren, dann müssen alle Kriterien einen Prozentwert bekommen, am Ende müssen alle Kriteriengewichtungen gemeinsam auf 100% kommen. Zum Beispiel:

  • Kriterium 1: 10 % (am unwichtigsten)
  • Kriterium 2: 50 % (am wichtigsten)
  • Kriterium 3: 20 %
  • Kriterium 4: 20 %

Die prozentuale Gewichtung macht es einfach, sehr differenziert zu gewichten, führt aber zu erheblichem Rechenaufwand.

Alternativ kann mittels Faktor gewichtet werden. Also einfach, indem man bestimmten Kriterien einen Faktor gibt.

  • Kriterium 1: kein Faktor
  • Kriterium 2: Faktor 2 (wichtiges Kriterium)
  • Kriterium 3: kein Faktor
  • Kriterium 4: kein Faktor

Es wird hier also nur noch zwischen wichtig und nicht wichtig differenziert. Es ist zwar auch möglich, mit mehreren Faktoren zu arbeiten, aber dann wird die Rechnung genauso kompliziert, wie bei der prozentualen Gewichtung.

  1. Bewertung der Alternativen: Jede Alternative wird für jedes Kriterium bewertet. Auch hier kann eine Skala verwendet werden, um die Leistung der Alternativen zu quantifizieren. Dies kann beispielsweise durch eine einfache Skala (z.B. 0 bis 5 oder 0 bis 10) erfolgen. Je größer die Skala, desto differenzierter kann man zwar bewerten, aber desto schwieriger wird die Zuordnung. Als Faustregel gilt: Es müssen immer mindestens so viele Punkt vergeben werden können, wie Alternativen bewertet werden. Bei drei Optionen kann also eine Skala 1-3 theoretisch ausreichen. In der Praxis setzt man aber immer auf etwas größere Skalen, als bei drei Alternativen auf mindestens fünf Punkte, da sonst zu viel Differenzierung verloren geht. Oft ist es sinnvoll, eine „Null“-Bewertung zu ermögliche, falls ein Kriterium eben gar nicht erfüllt wird.
  2. Berechnung des Nutzwerts: Die Bewertungen werden mit den Gewichtungen multipliziert und für jede Alternative summiert. Dadurch ergibt sich ein Gesamtwert (Nutzwert), der die Leistungsfähigkeit der jeweiligen Alternative widerspiegelt.
  3. Entscheidung: Die Alternative mit dem höchsten Nutzwert wird als die beste Option identifiziert und zur Umsetzung empfohlen.

Die NWA in Klausuren

Oft wird die NWA in Fachwirtklausuren eingesetzt, um drei Alternativen miteinander zu vergleichen. Oft geht es hier um die Entscheidung für eine Software.

Da man selbst ja nicht im konkreten Thema „drin“ ist, muss hier wieder die Situationsbeschreibung zu Rate gezogen werden. Hier (oder in der Aufgabenstellung) stehen Hinweise, die andeuteten, welche Kriterien in einer vorgegebenen Liste gewichtet werden müssen.

Für mich persönlich ist die Gewichtung mittels Skalierung (wichtig = Faktor 2) am einfachsten umsetzbar. Es sind die einfachsten Rechnungen und damit die am wenigstens fehleranfälligen in der Berechnung

Typische Fehlerquellen in Klausuren:

  • Nicht genau gelesen! Wirklich, die Hinweise sind immer da. Auch wenn du als Prüfling vielleicht der Meinung bist, dass ein anderes Kriterium wichtig ist, nimm bitte das, was die Situationsbeschreibung her gibt!
  • Nicht genau gelesen Teil 2! Lies was du zu tun hast. Steht da“ Führe NWA durch“, führt man die NWA durch. Steht da „begründe deine Gewichtung“, muss Text produziert werden. Steht da „Und sprich eine Empfehlung aus“, dann muss ein Abschlusssatz mit einer Empfehlung her.
  • Eingebaute Fallen. In Klausuren kann es schon mal sein, dass eine Alternative (z.B. aus rechtlichen Gründen) niemals in Frage kommen kann, auch wenn sie aufgrund der vorgegebenen Gewichtung vielleicht rechnerisch gewinnt. Das ist nicht immer so, aber auch hier: Wirklich sorgfältig lesen und verstehen.
  • Rechenfehler: Gut, die können passieren, geben aber in aller Regel nur wenig Punktabzug, wenn erkennbar ist, dass der Grundgedanke richtig ist.
  • Skalenfehler: Manchmal kann man selbst eine Bewertungsskala wählen (dann bitte immer dazu schreiben, welche gewählt wurde), manchmal ist aber auch eine vorgegeben. Wenn beispielsweise eine Skala von 1-10 vorgegeben ist, können eben keine 0 Punkte vergeben werden.

Nadine Huss

Nadine ist die Autorin des Buchs "E-Commerce-Manager*in", Dozentin und Beraterin.

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